Der Name Gemünden bezeichnet die Ortslage am Zusammenfluss von Lamet- und Simmerbach. Erstmals erschien der Ort am Fuß des Soonwaldes 1304 in einer Urkunde. Schon im ausgehenden Mittelalter hatte Gemünden eine zentrale Bedeutung als Handels- und Verwaltungszentrum. Als alte sponheimische Besitzung erlangte der Ort früh Bedeutung und erhielt städtische Rechte mit Befestigung, Gericht und Markt.
In Gemünden war der Simmerbach die Erwerbsgrundlage für viele Handwerker und Gewerbebetreibende. Mitten durch den ummauerten Ort, oft unter den Häusern hindurch, lief der große Mühlengraben. Er brachte die Wasserkraft und das Brauchwasser nicht nur für die Gemeinschaftsmühle und die Schlossmühle, sondern auch für Gerber, Färber und andere Anlieger. Heute staunt man über die Vielzahl der damaligen Handwerker „im Flecken“, so nannten die Einwohner und Nachbardörfer den einstigen „zentralen Ort“.
Als wichtiger Schutz der Bürger folgte die Stadtmauer dem Ufer des Simmerbaches und kletterte hoch über den Ort zum Schloss der Schenke von Schmittburg, das mit seinen Rundtürmen auf Schieferfelsen liegt. Der älteste Erbe führte jeweils den kurfürstlichen Hofrang „Erbschenk des Erzstiftes Trier“ als Beinamen. Seit den Napoleonischen Kriegen wird die Burganlage von den Nachfahren der letzten Schenkin von Schmittburg, den Freiherren von Salis-Soglio bewohnt. Eine Besichtigung ist nicht möglich.
Viele bauliche Zeugen der geschichtlichen Vergangenheit blieben erhalten. Erfreulicher als die nachdenklich stimmende Flurbezeichnung „Galgenkopf“ sind die schönen Fachwerkhäuser. Viele sind allerdings mit Schiefer beschlagen oder verputzt. Die überragenden Geschosse und die geschweiften Giebel verraten aber, welche Zimmermannskunst darunter verborgen ist.
Überbaute Durchgänge zeigen, wie sich die Bauleute in der Enge des ummauerten Ortes zu helfen wussten. Die evangelischen Kirchgänger gehen heute noch durch solch eine Überbauung zum Gotteshaus. Den Gestaltern der 1906 erfolgten Vergrößerung der frühen Simultankirche und heutigen evangelischen Kirche muss man dankbar sein, denn sie haben die frühgotische fünfseitige Chorapsis unversehrt beibehalten. Sehenswert sind im Inneren des Gebäudes die Steinkonsolen des Triumphbogens, die zwei Männerköpfe darstellen. Nach altem Brauch wurden hier die Kirchenstifter von den Steinmetzen verewigt. Der Besucher der kleinen Kirche könnte beim Anblick der drei im Chorraum stehenden Grabdenkmäler mit den lebensgroßen Figuren der Schmittburger Herrschaft glauben, er sei in einer Fürstengruft der Renaissancezeit. Die Figuren stammen aus der Werkstatt des herzoglichen Hofbildhauers Trarbach in Simmern und sind sehr gut erhalten.
Die katholische Pfarrkirche unterstützt mit romanischem und gotischem Formengut die altertümliche Wirkung des Ortes. 1904 wurde sie durch Bischof Korum von Trier konsekriert und erhielt als Kirchenpatrone St. Petrus und St. Paulus.
Die südlich von Gemünden gelegene ehemalige Befestigungsanlage Koppenstein geht in die keltische Zeit zurück. Im 12. Jahrhundert erwarben die Sponheimer Grafen die Burg Koppenstein. Die um die Burg entstandene Höhensiedlung erhielt 1330 von Kaiser Ludwig IV. die Stadtrechte. Graf Johann II hielt sich am liebsten auf Koppenstein auf, denn er hatte sich die Tochter eines Edelknechtes zur Geliebten genommen. Ihrer beider Sohn Walram wurde vom Kaiser legitimiert und Stammvater der Ritter von Koppenstein. Diese bildeten bald eine weit verzweigte Familie in beachtlichen weltlichen und geistlichen Stellungen an Fürstenhöfen. In der Bergstadt muss es jedoch sehr eng gewesen sein. Es fehlte an Garten- und Ackerland, auch wirkte sich die unzureichende Wasserversorgung nachteilig für die Bewohner aus. Burg und Stadt überstanden den 30-jährigen Krieg nicht. Die Mauerreste sind längst von Unterholz überwuchert. Nur der restaurierte Bergfried der Burg Koppenstein kündet noch vom Aufstieg und Fall einer Bergstadt im Hunsrück. So wie der erste Koppensteiner Walram als illegitimer Sohn ein stolzes Rittergeschlecht begründete, so endete die Geschichte Koppensteins wiederum mit einem Kind der Liebe. In einem Hofhaus am Eingang zur verfallenen Burg starb am 6. Januar 1821 Margarete Rosenstein im Alter von 72 Jahren als letzte Bewohnerin des Koppensteins. Die geheimnisvolle Herkunft des „Koppensteiner Gretchens“ - der Vater soll ein Ritter von Dhaun gewesen sein und die Mutter eine Schäferin - nahm der Hunsrücker Mundartdichter Peter Josef Rottmann zur Grundlage seines Gedichtes „Die Jungfrau von Koppenstein“.
Quelle: U. Anhäuser „Hunsrück und Naheland“ ;Rolf Karbach „Interessanter Hunsrück“, G. Schellack u. W. Wagner „Der Hunsrück“, Kartographischer Verlag Busche „ Rheinland-Pfalz – Saarland“