Der selbstbewußte Hunsrücker
Vor unzählbar vielen Jahren, so berichtet eine Sage, als der Herrgott noch über die Erde wandelte, ging er von der Mosel kommend über den rauen Hunsrück. Er stolperte dabei unglücklich über einen Stein und wäre beinahe gestürzt. Durch den Tritt rollte der Stein aus seiner Kuhle und legte eine Höhlung frei. Aus diesem Loch kam ein buckeliges Männchen heraus, das böse zu dem hohen Besucher aufsah. Das Männlein ballte seine Fäuste und drohte dem Herrn mit den Worten: „Mach dat loh net noch emol“ (Mach das bloß nicht noch einmal). Trotz dieser Worte möchte man aber die Hunsrücker nicht als unfreundlich bezeichnen. Sie sind wie ihre Heimat, rau aber herzlich.
Vom Jäger aus Kurpfalz
Überall in Deutschland erklingt das Lied vom Jäger aus Kurpfalz, der durch den grünen Wald reitet. Doch wissen die wenigsten Menschen, die diese fröhliche Melodie singen, dass mit dem grünen Wald der Soonwald auf dem Hunsrück gemeint ist. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts breitete sich dieses Lied vom Hunsrück auf ganz Deutschland aus und gehört zu den volkstümlichen Jagdliedern.
Über die Person des Jägers allerdings gehen die Meinungen weit auseinander. In zahllosen Schriften versuchen Forscher, den Urtyp des Jägers darzustellen. Die einen nennen Johann Casimir, den Pfalzgrafen, andere nennen den Förster Friedrich Wilhelm Utsch, dem zu Ehren man am 13.08.1913 in der Nähe des Forsthauses Entenpfuhl mitten im Herzen des Soonwaldes in Gegenwart des damaligen deutschen Kaisers ein Denkmal errichtete. Weitere ernsthafte Bewerber sind die Soonwaldförster Grosholz und Melsheimer. Wie dem auch sei, vielleicht ist es der Jäger schlechthin, der in seiner Jagdleidenschaft durch das grüne Revier jagt. Seit eh und je gehört zum Soonwald die Jagd, vor allem auf den stolzen Rothirsch mit seinem mächtigen Geweih, der hier in starken Rudeln auftritt.
Vom Schinderhannes
Kaum ein Mann mit zweifelhaftem Ruf ist in Deutschland so bekannt geworden wie der Schinderhannes, der 1783 in Miehlen im Taunus geboren wurde. Unter der Frage „Schinderhannes - Räuber oder Rebell?“ hat Dr. Nacken aus den Prozessakten und anderen Urkunden den Lebenslauf von Johannes Bückler, alias Schinderhannes, alias Johannes durch den Wald, alias Jakob Ofenloch, zusammengetragen. Als Helfer und Beschützer der Armen, als Held, der den Gendarmen und Franzosen überall Schnippchen schlug, so lebt er im Gedächtnis vieler Hunsrücker. Die Literatur und die Aufsätze, die schon kurz vor seiner Hinrichtung 1803 bis heute erschienen, sind kaum noch zu überblicken. Schauspiele haben sich mit dem Stoff befasst und Filme sind gedreht worden. Doch diesen ist es nicht gelungen, den „wirklichen Schinderhannes“ darzustellen. Er war ein junger Mann, der die Verhältnisse der napoleonischen Besatzungszeit ausnutzte, um zu rauben, zu stehlen und zu morden. Räuberhauptmann, Wegelagerer, Straßenräuber und brutaler Mörder, das passt schon besser auf ihn und nimmt ihm etwas von dem Glorienschein, der ihn als Wohltäter der sozial Schwachen und als „König des Soonwaldes“ noch heute in Erzählungen vieler Leute umgibt. Er selbst nannte sich „Johannes durch den Wald“, der den durch den Soonwald Reisenden Passierscheine ausstellte und ihnen damit sicheres Geleit bot. Pikant gewürzt wurde die Geschichte noch durch die Romanze mit Julchen Blasius, der Tochter eines Bänkelsängers. Sie saß später mit ihm auf der Anklagebank und brachte ihm im Mainzer Gefängnis einen Sohn zur Welt. Mitten in der Kreisstadt Simmern steht der Schinderhannesturm, in dem der Räuber von Februar bis August 1799 in schwerer Kerkerhaft saß. Es gelang ihm schließlich, mit einer eingeschmuggelten Säge die Gitter zu durchschneiden. Durch einen kühnen Sprung in die Tiefe, bei dem er sich ein Bein brach, erlangte er die Freiheit. Endgültig ereilte ihn sein Schicksal auf der rechten Rheinseite, als er versuchte, sich beim Militär anwerben zu lassen. Man transportierte ihn nach Frankfurt und lieferte ihn dort mit seinen Spießgesellen an die Franzosen nach Mainz aus. Mit 14 Jahren wurde der Schinderhannes zum ersten Mal straffällig, mit 16 Jahren saß er in Simmern ein und mit 20 Jahren wurde er am 21. November 1803 mit 20 seiner Gesellen durch das Fallbeil in Mainz hingerichtet.
Quelle : nach G. Schellack